Mit der folgenden Rede bewarb sich Marcel Orth Rahmen der Aufstellungsversammlung 2022 für die Direktkandidatur im Wahlkreis 16 Göttingen:
Endlich wieder Krieg!
Die Gemächte alter, weißer NeoCons schwellen an beim Gedanken an Tarnkappenjets, Killerdrohnen und ehernen Kuppeln über deutschen Städten. Ewiggestrige schwadronieren von Wehrpflicht, Patriotismus und Männlichkeit.
Und doch: Wir wissen endlich wieder wer der Böse ist. Und wenn man weiß, wer der Böse ist bekommt der Tag Struktur!
Und das Böse hat durchaus Format!
Als das Böse vor 20 Jahren, in verblüffend wenig akzentuiertem Deutsch vor dem Bundestag von „Frieden in Europa und der Welt” faselte, fielen diese denkwürdigen Sätze:
“Ich bin der Meinung, dass Europa seinen Ruf als mächtiger und selbstständiger Mittelpunkt der Weltpolitik langfristig nur festigen wird, wenn es seine eigenen Möglichkeiten mit den russischen menschlichen, territorialen und Naturressourcen sowie mit den Wirtschafts-, Kultur- und Verteidigungspotenzialen Russlands vereinigen wird.
Wir werden Ihre biologischen und technologischen Charakteristika den unsrigen hinzufügen. Ihre Kultur wird sich anpassen und uns dienen.
Widerstand ist zwecklos!”
Kein Wunder also, das der damalige Kanzler-Gerd sich anschickte, fortan keine Möglichkeit auszulassen, an Putins öligen Schwanz zu nuckeln.
Der tranige Geschmack der Versorgungssicherheit! Für die Sicherheit gingen wir einen Pakt mit dem Bösen ein, und nu ist irgendwie alles Scheiße.
Hierzu möchte ich den Wiener Philosophen Johann Hölzel zitieren:
“Drah di net um, oh oh oh, Schau Schau, der Putin der geht um, Oh oh oh.
Er wird di anschau’n und Du weißt warum, die Lust nach Gas bringt di um.”
“Alles klar, Herr Oligar?’”
Im kommenden Wahlkampf wird der Begriff “Sicherheit” gebetsmühlenartig wiederholt werden, um die noch so unmenschlichsten, wie auch unnötigsten Maßnahmen in unseren Schlund zu stopfen:
“Wenn wir diese Killerdrohnen nicht kaufen, gewinnt das Böse!”
“Sicherheit ist das Super-Duper-Mega-Über-Grundrecht!”
“Registriert sie alle, einer davon könnte ein Terrorist sein!”
“In diesem Moment könnte ein “Quanten Putin” dein Auto klauen, aber Du bist ja gegen Überwachungskameras!”
Doch wenn die Sicherheit das Super-Duper-Mega-Über-Grundrecht schlechthin ist, was ist mit der Freiheit?
Heute zur Geisterstunde ist der sogenannte “Freedom Day”. Der Tag, an dem wir endlich wieder die Freiheit, Uns und Andere zu gefährden, wiedererlangen!
Denn seien wir mal ehrlich:
Nichts ist geiler als mit positivem Schnelltest maskenlos im vollbesetzen Auto mit 320 über die Autobahn zu brettern und dabei Tesla Stocks zu traden.
“Fick’ Deine Sicherheit, die Freiheit nehme ich mir. Denn Freiheit wird aus Blut gemacht und Regeln sind für Schwache!”
Dem Christian gefällt das!
Während wir uns also auf die kommende Freiheitswelle freuen, verstecken sich die Risikopatienten, die Alten und Schwachen zuhause und hoffen auf einen milden Verlauf.
Fast 300 Menschen starben gestern an dem mildesten Verlauf, seit es COVID gibt. Da geht noch was.
“Covid isch over!”, ruft uns DJ Buschmän zu, seine wummernden Beats der Freiheit unterlegen die Melodie der neu gewonnen Sorglosigkeit:
“Wir müssen lernen mit Corona zu leben! Aber nicht mit Putin, der ist der neue Hitler!”
Nichts belebt den Wahlkampf so sehr wie diffuse Ängste vor drohender Vernichtung oder gar Verzicht!
Diese miese Masche ist so alt wie die Politik selbst und der Erfolg gibt ihr Recht.
Ich prangere das an!
“Irgendwas mit Sicherheit” ist der Wahlspruch der mich in die höchsten Sphären der niedersächsischen Macht heben wird.
Denn vergesst niemals: Quanten Putin ist überall und nirgendwo.
(Applaus)